Therapie mit Schweinehund

Immer wieder schießt Dir ein Plan durch den Kopf.

Du möchtest Dieses oder Jenes tun, Du weißt, dass es gut für Dich ist.

Du weißt sogar, dass es wichtig ist für Dich.

Ja, es ist sogar schädlich für Dich, wenn Du es unterlässt und trotzdem…

Du tust es nicht.

Deine Diät wird nicht am nächsten Montag begonnen.

Gerade als Du zum Sportstudio möchtest, kommt dieser Anruf, der dann Stunden dauert.

Du brauchst unbedingt diese Fortbildung aber wo sollst Du die nur einbauen?

Der Arzt wartet auch immer noch auf Dich mit dem alljährlichen Check.

Hab ich Dich ertappt?

 

Schweinehund hat Depressionen

Du schiebst jetzt natürlich alles auf Deinen „inneren“ Schweinehund, dieses bösartige, zottelige, ungehorsame Biest.

Weißt Du was?

Ich an seiner Stelle wäre auch böse und würde Dich quälen. Es ist schon hart, so doll beschimpft zu werden, ein Leben lang. Immer hat er die Schuld, immer wird auf ihm herumgetrampelt. Er muss für alles den Kopf hinhalten.

Warum nur hält sich jeder Mensch einen? Die können doch nix. Machen nur Ärger, fachen das schlechte Gewissen an indem sie alles verhindern, was Du möchtest. Blöde, hässliche Viecher aber auch.

Weil er mir so leid tat, habe ich mich mit meinem mal zusammengesetzt. Mich interessierte, wie es ihm denn so damit ginge.

 

Der Schweinehund schmollt

Erst wollte er gar nicht mit mir reden, hätte grad gar keine Zeit und so. Und überhaupt, hätte es für ihn ja keinen Zweck, er sei ja eh wieder schuld an allem und er habe jetzt keine Lust mehr darauf.

Sehr verwundert hielt ich inne. Was ist hier los? Macht er das gar nicht freiwillig? Will er gar nicht so sein wie er ist, so ausbremsend? So blockierend? Kann er vielleicht gar nicht anders?

Ich ging der Sache auf den Grund und entdeckte ganz Erstaunliches.

Der Schweinehund gestand mir unter Tränen, dass er sich völlig vernachlässigt fühle. Noch niemals habe ihn jemand gefragt, warum er tut was er tut.

Ich fühlte mich sofort schuldig. Ja stimmt, habe ich auch noch nie getan.

Außerdem beschwerte er sich darüber, dass er zwar die Schuld tragen soll am Misslingen der letzten Diät – aber noch hätte ihm jemand etwas von der heimlichen Schokolade angeboten.

Man, ich fühlte jetzt aber wirklich schlecht, er hat ja schon wieder Recht.

Wie ich das wieder gutmachen könne, fragte ich ihn.

 

Hinter dem Schweinhund steckt ein echt netter Kerl 

Es bricht aus dem Schweinehund heraus, er ist richtig aufgelöst.

Wir sollen ihn mehr beachten, er möchte auch mal gefragt werden, warum er in uns wohnt, was seine Aufgabe sei und ob es ihm gut gehe mit seinem Image. Überhaupt will er mal geschätzt werden, schließlich tut er soviel Gutes für uns.

Nee is klar. Schrilles Lachen meinerseits lässt ihn wütend werden.

 

Der Schweinehund schreit mich an

Ich bin kein schlechter Schweinehund, nur weil ich Dich vor etwas schütze.

Wir Schweinehunde haben wichtige Aufgaben, wir helfen euch dabei, nicht egoistisch zu sein.

Wir passen auf eure anerzogenen Werte auf.

Wir lieben euch so wie ihr seid und deshalb möchten wir nicht, dass ihr euch verändert.

Wir sorgen dafür, dass ihr nicht ständig um euch selbst kreist.

Außerdem sind wir gesellschaftlich prima anerkannt und wollen schon allein aus diesem Grund nicht wegrationalisiert werden.

 

Schweinehund sucht sich artgerechten Therapeuten – mich

Fassungslos schaue ich ihn an und erkenne in diesem Moment das ganze Drama.

Er will mich schützen?!

Wovor?

Oh mein Gott! Kann es sein, dass ich nicht zum Yoga gehe, weil ich dann Zeit für mich beanspruche, die sonst meiner Familie gehört? Kommt mir das egoistisch vor?

Sage ich der Freundin zum wiederholten Male ab, weil ich es unfair finde, dass mein Partner noch arbeiten ist, während ich Spaß habe?

Breche ich nicht aus dem Alltag aus, weil meine Elternhypotheken (Glaubenssätze, Werte) dann verschachert werden?

Bleibe ich nur in der Partnerschaft, weil die Gesellschaft es so vorsieht? Weil „man“ das nicht tut?

Kann es sein, dass ich meinen Kleiderschrank nicht entrümpele, weil das nach Verschwendung riecht oder weil ich vieles davon heimlich gekauft habe und nun meine eigene Rebellion nicht verraten möchte?

Stehen diese ganzen Hindernisse wie Elefanten im Raum, weil sie andere Werte verraten?

Sie stehen womöglich sogar meinen Wünschen im Weg!

 

Schweinehund guckt arrogant nach oben

Schweinehund gibt mir Recht. Wenn ich ihn öfter mal zu Wort kommen lassen würde, anstatt ihn sofort mit Schuld niederzutrampeln, dann würde ich seine Hinweise verstehen und sogar schätzen lernen.

 

Schweinehund, willst Du die Trennung?

Dass Du Dich mit mir beschäftigst.

Ich will wahrgenommen werden. Ich möchte Kompromisse! Viel mehr Beachtung und Kompromisse!

 

Schweinehund, ich und der reine Tisch

Gut, okay. Wir rücken zusammen und er erklärt mir, dass ich ihn einfach fragen soll, warum er mich von diesem oder jenem Projekt abhält. Ich solle mich damit beschäftigen, was mein wahrer Wunsch ist. Mich mit meinem Wertesystem beschäftigen. Ja, es sogar heftig in Frage stellen.

Er wirft mir vor, dass ich manches Mal ja noch nicht mal wüsste, was ich unbedingt will, weil ich ihn ja vorher aus der Schweinehundehütte hole – und er weiß genau, ich mache das nur, um mich nicht mit mir beschäftigen zu müssen.

Dies sei für ihn weiß Gott nicht schön. Er möchte auch mal um seiner selbst geliebt werden und stolz mit seinem Besitzer Gassi gehen. Nicht immer von Schuld erdrückt und mit hängenden Schultern.

 

Schweinehund zieht wieder bei mir ein

Ich verspreche ihm hoch und heilig, dass ich mich bessere und immer zuerst meinen wirklichen Wunsch erfrage.

Will ich zum Yoga und wenn ja, warum? Will ich eine Auszeit für mich oder mehr Fitness, will ich zur Ruhe kommen oder brauche ich dringend Abwechslung? Wenn ja, wovon? Wie wichtig ist mir ein drahtiger Körper voller Beweglichkeit und das Gefühl, mal ganz bei mir zu sein? Was spräche dagegen? Kollidiert es mit den Wünschen der Familie? Glaube ich, es stünde mir nicht zu, weil ich doch schon arbeite und das Gefühl habe, die Kinder und der Partner werden eh schon vernachlässigt?

Treffe ich mich nicht mit der Freundin, weil ich eifersüchtig auf sie bin?

Sie ist immer topgepflegt, verdient das Dreifache und fährt einen Sportwagen, sie führt das Leben, was mir zusteht- oder aber das Gegenteil, sie nervt mich schon seit Jahren.

Ich kann sie aber nicht aus meinem Leben hauen, weil ich dann ja gar niemanden mehr habe und das ist gesellschaftlich verpönt.

 

Fragenkatalog mit Schweinehund

Was steckt wirklich hinter der Ausrede?

Warum habe ich dieses schlechte Gewissen?

Wem nutzt es, wenn ich es doch tue?

Wem schadet es?

Wen oder was verrate ich damit?

Mit welchen wahren Wünschen konfrontiert mich das Unterlassen (der Schweinehund)?

 

Schweinehund gibt mir eine letzte Chance

Er möchte weiterhin mit mir zusammenarbeiten aber die Modalitäten müssen geändert werden!

Ich bin einverstanden und muss folgendes Versprechen geben:

Ich gebe mir die Zeit darüber nachzudenken, was mich wirklich blockiert, was mich wirklich abhält und ob der Schweinehund Schuld ist, oder ob ein verstecktes Ziel, etwas „Größeres“ dahinter steckt.

Schweinehund und ich werden uns nicht mehr streiten, sondern mit Achtsamkeit und Respekt begegnen. Wir wollen uns nun einmal wöchentlich zusammen setzen und eine Feedbackrunde machen.

Triff Dich in dieser Woche mit Deinem Schweinehund zum Abendessen, zwei bis drei Gänge dürften es schon sein 😉

Mache ein Interview mit ihm und höre ihm genau zu. Was hat er Dir zu sagen?

Gerne kannst Du uns in den Kommentaren von Eurem Date berichten.

www.quovadix.de
Elke Dola ist PotentialProfiler und Mindset-Ninja, Wirksamkeitstrainerin, Keynote-Speakerin, Dozentin für Körpersprache, Rhetorik und positive Kommunikation, Referentin für salutogene Gesprächsführung, Kolumnenschreiberin, Arbeitspädagogin, Texterin und staatl. gepr. Referentin für Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit (DAPR), Mentor für Online- und OfflineunternehmerInnen und zert. psychologische Beraterin nach Dr. Migge