Übersprungshandlungen: Kennst Du das?

Übersprungshandlungen sind ein absolut menschliches (aber auch tierisches) Verhalten. Es fällt besonders dadurch auf, dass es plötzlich, unpassend und unerwartet auftritt. Die Ambivalenz zu dem davor Passierten oder Gesagtem ist so prägnant, dass wir sie sofort aufnehmen und oft als unangemessen empfinden. Naja, wenigstens schindet eine solche Übersprungshandlung Zeit für den akuten inneren Erregungszustand und bietet einen spontanen Minifluchtweg aus der angespannten Situation. Gut, dass es diese Übersprungshandlungen gibt, denn sie sind oftmals ein Ersatz, für das, was wir „wirklich“ am liebsten gerade tun möchten. Statt also jemandem eine Ohrfeige zu verpassen, zeigen wir ihm einen Vogel oder den Mittelfinger. Eine Übersprungshandlung kann also durchaus auch vor Affekthandlungen schützen, die uns nur schaden würden und dem anderen auch.

 

Das passt so gar nicht

UngeduldWenn der Mensch, mit dem Du Dich gerade in Interaktion befindest, eine Dir völlig unpassende Handlung vornimmt – sei es das gemächliche Brille putzen, während Du gerade vom Kronleuchter springen möchtest vor Wut, oder das beinah schon zeitverzögerte, langsame Essen, während Du von einem Fuß auf den anderen steigst, weil Du Hektik und Termindruck hast – dann macht Dich das unglaublich wütend. Dabei können die Worte Deines Gegenübers etwas ganz anderes aussagen als seine Körpersprache.

Z.B. Verständnis ausdrücken, oder ein jaja, ich mach ja schon, wie dem auch sei, die Worte und Taten passen einfach nicht zusammen – irgendwas stimmt da nicht, und das merkt Dein Unterbewusstein sofort, dieses völlig ambivalente Verhalten irritiert Dich, Du könntest explodieren!

Oftmals handelt es sich hier um Übersprungshandlungen. Sie alle hier aufzuzählen, wäre wohl zu viel für einen Artikel – deshalb wird es mehrere dazu geben 🙂 – ist aber durchaus interessant.

Also erst mal ein paar zum Verinnerlichen solcher Verlegenheitsgesten.

 

Zippeln und Zappeln

Imaginäre Fusseln von der Jacke zupfen, vehement JA sagen aber den Kopf dabei verneinend schütteln, mitten in der härtesten Diskussion um Unterhaltsstreitigkeiten eben schnell die Blumen zurechtzuppeln, bei der entscheidenden Frage eben schnell das Handy zücken weil vermeintlich der Klingelton zu hören war, das „Umformen“ der halb abgebrannten Kerze auf dem Tisch in ein völlig sinnfreies Gebilde aber dafür höchst konzentriert :-), das innige Betrachten der Fingernägel während der Vorstand über Deine Präsentation entscheidet…

Übersprungshandlungen werden auch gern für Comedy genutzt

Es gab mal eine Fernsehserie (uralt), immer wenn die Hausfrau der Familie in Streitigkeiten hineinrutschte, die Kinder sich zofften, der Ehemann was Unangenehmes aussprach, die Nachbarn anklingelten, um sich zu beschweren, sprang sie vom Stuhl auf, lächelte übertrieben und verschwand schnellen Schrittes mit den Worten “ich geh mal Kuchen backen“. Kennst Du die Serie – dann schick mir doch bitte den Serientitel zu, er ist mir entfallen. Eine ganz typische Verlegenheitshandlung oder Übersprungshandlung eben.

Im wahrsten Sinne des Wortes soll hier etwas „übersprungen“ werden – als wäre ES einfach nicht vorhanden.

 

Was aber verraten uns diese seltsamen Übersprungshandlungen?

Zunächst einmal verraten sie uns, dass unser „Bauchgefühl“, wie es wohl im Allgemeinen genannt wird, einwandfrei funktioniert. Denn Du hast bemerkt, dass irgendetwas an der Aussage des Anderen nicht stimmig ist – Du weißt nicht was, aber Du magst ihm oder ihr nicht vertrauen.

In diesem Fall waren hier sehr wahrscheinlich auch einige dieser ambivalenten Gesten im Spiel. Denn die Körpersprache spiegelt wahre Gedanken, Absichten und Unsicherheiten, Abwehr und Angst, Wohlwollen, Sympathie und Antipathie wider – ob Du willst oder nicht. Sie tut es einfach.

Die Fähigkeit, diese sensiblen, manchmal kaum merklichen Gesten oder Mimikveränderungen zu lesen und auch richtig zu deuten, besitzen wir alle. Nur leider hören oder achten wir nicht mehr drauf und schon gar nicht mehr sprechen wir andere darauf an – im Gegensatz zu Kindern :-).

Es lohnt sich also durchaus, die Wahrnehmung dafür wieder zu schärfen, einerseits werden andere Menschen für Dich wie offene Bücher sein, andererseits weißt Du genau, was Du tun oder lassen musst, um so zu wirken, wie Du gerade wirken möchtest. Denn erstaunlicherweise ist es so, dass, wenn Du weißt, wie Du sicher und souverän vor einem Publikum stehst und dies dann auch machst, Du tatsächlich souveräner wirst.

 

Was Du jetzt tun kannst

So wie Dein Unterbewusstsein ausschließlich Bilder und Gefühle verarbeitet, so verarbeitet Dein Körper das, was Du ihm „gibst“. Schenkst Du ihm also laufend sichere Gesten und einen festen Stand, wirst Du DIR Deiner SELBST SICHER.

Schenkst Du Dir selbst ein Lächeln, bevor Du die Tür zum Seminarraum betrittst, wird Deine Laune sich aufhellen.

Nimmst Du eine aufrechte Position beim Sitzen oder Gehen ein, wirkst Du größer, sicherer und souveräner und dann wirst Du auch genau so behandelt werden, dies führt dann dazu, dass Du mit der Zeit sicher und souveräner BIST.

 

Du musst nicht dran glauben, einfach machen

Du hast nix zu verlieren, also kannst Du es doch ausprobieren, auch wenn Du nicht dran glaubst, kostet nichts, ist kein Zeitaufwand und Du wirst Spaß daran haben, Dich auszuprobieren.

Wenn Du also offen lächelnd, mit „gebender“ Körpersprache durch die Stadt rennst, dann wundere Dich bitte nicht, wenn Du alle 10 Meter angebettelt wirst oder Dich wildfremde Menschen im Geschäft fragen, ob Du ihnen mal sagen könntest, wo denn die Hosen in Übergröße seien. Sie halten Dich für Verkaufspersonal – aus eben genannten Gründen.

Je nachdem, was Du möchtest, kannst Du also Deine Körpersprache trainieren, das machen Politiker, Menschen des öffentlichen Lebens, Schauspieler und viele andere auch. Hier werden kleine, winzig kleine und große, gut sichtbare Gesten so lange einstudiert, bis ein Schauspieler beinah schon die Identität des Menschen, dessen Rolle er spielt, komplett annimmt. Das ist auch gut so, in seinem Job.

Nun wirst Du sagen, so ein Blödsinn, erst schreibt sie, der Körper verrät uns – immer – und dann, das genaue Gegenteil.

Du hast Recht.

Außerdem bin ich froh, dass Du soooo aufmerksam liest.

Denn bevor wir uns den micro expressions (flüchtigen Gesichtsausdrücken) zuwenden werden, ist es eine gute Idee, erst einmal die „großen“ Gesten und die auffälligen Mimikänderungen lesen zu lernen.

Fangen wir mal mit den bekannten „Ausdrücken“ an und vor allem damit, wie diese WIRKEN, also gut überlegen, ob Du auch genau das aussagen möchtest, mit Deiner Geste.

 

Körpersprache: Frustschutz

Du hältst Dir etwas direkt vor den Bauch

Kissen, Tasche, Heft, Mantel…

Dies zieht nicht nur optisch eine Grenze. Du schützt damit Deinen Körper, Dich, insbesondere hältst Du ein wenig mehr Abstand zu den anderen schon allein dadurch, dass Du die natürliche Distanzzone durchaus damit nochmals um bestimmt 25 cm vergrößerst. Wenn Du Dich das nächste Mal dabei „erwischst“, überprüfe doch bitte einmal ganz kurz Dein ehrliches Gefühl dazu. Wie fühlst Du Dich gerade jetzt, in diesem Moment? Ist es nicht so, dass Du noch nicht ganz dort angekommen bist, wo Du hin möchtest oder musst? Möchtest Du überhaupt dort sein? Sind dort „Deine“ Menschen. Ist es Deine Umgebung? Fühlst Du Dich wohl?

Du achtest darauf, dass die doofe Blumenvase mit den absurden Seidenblümchen im Bistro und die olle Speisekarte in der Mitte des Tisches bleiben, obschon Du ein Gespräch mit Deiner Begleitung gewünscht hast.

Du hast also eine Grenze zwischen euch aufgebaut, dafür gibt es einen Grund, den bislang nur Du kennst. Bemerkst Du, dass Dein Gegenüber dies immer wieder in die Mitte rückt, manchmal durch winzig kleine Ruckelchen, nachdem er oder sie das Glas abgestellt hat, dann wird das hier mit euch nichts mehr. Die Gegenstände, die zwischen euch stehen müssen nicht zwangsläufig hoch sein, der Zahnstocherbehälter oder 3 aufeinanderliegende Bierdeckel reichen aus um eine physische Grenze zu ziehen, die Dein Unterbewusstsein sofort als solche erkennt. Und Recht hat es.

Zahl Dein Getränk selbst und geh. Nun weißt Du auch, was es bedeutet, wenn der andere die Mitte eures Tisches, an dem ihr euch gegenüber sitzt, frei räumt…. genau. Sympathie mit Näherkommen erwünscht. Der Beginn eines Flirts oder zumindest die Abwesenheit von störenden Faktoren zwischen euch.

 

Körpersprache: Ein sehr einnehmendes Wesen

Dein Gegenüber sitzt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und weit gespreiztenmacho Beinen (also ordentlich angezogen und ich hoffe, es ist ein Mann) Dir gegenüber. Mit der Zeit nimmt ein Arm auch noch die Lehne des neben ihm stehenden Stuhls ein. Nun, was glaubst Du, wieviel Platz wird Dir dieser Mensch zum Leben geben? Du ahnst es schon. Allerdings Vorsicht, nicht, wenn er das einmal macht oder in seiner Männerrunde, dort ist es leider erst einmal normal, dass Mann sein Revier absteckt. Ich sprach schon von einem DATE, einem ersten, zweiten im Kino und dritten Treffen bei Freunden…

Ich schlage vor, Du lässt diesem Typen viel Raum, so ungefähr 500 km.

Mehr davon kannst Du herzlich gerne im nächsten Blogartikel lesen.

 

Was ich mir jetzt von Dir wünsche

Was hältst Du davon, wenn Du mich wissen lässt, ob es Dich und was daran Dich interessiert, dann kann ich explizit für Dich schreiben. Ich freue mich sehr über Deine Impulse. Wirklich.

www.quovadix.de
Elke Dola ist PotentialProfiler und Mindset-Ninja, Wirksamkeitstrainerin, Keynote-Speakerin, Dozentin für Körpersprache, Rhetorik und positive Kommunikation, Referentin für salutogene Gesprächsführung, Kolumnenschreiberin, Arbeitspädagogin, Texterin und staatl. gepr. Referentin für Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit (DAPR), Mentor für Online- und OfflineunternehmerInnen und zert. psychologische Beraterin nach Dr. Migge