8 Gründe, warum Deine Hände Dein Vorstellungsgespräch versemmeln
Du hast ziemlich viele Hürden genommen.
Dein Anschreiben hat offensichtlich überzeugt, der Lebenslauf war „rund“ und aussagekräftig.
Die Einstellungsvoraussetzungen hast Du auch erfüllt und nun kommt das ersehnte Gespräch. Hier kannst Du nochmal so richtig….
ins Klo greifen!
Du hast keine Angst, weißt, wie Du Dich anzuziehen hast, kannst Dich höflich benehmen und setzt Dein bestes Lächeln auf. Zwar hast Du alles brav gegoogelt, Stressinterview, Assessment Center, Schwächen, Stärke, die Firmengeschichte.
Was Du aber weder googeln noch üben kannst, ist
Dein Bodytalk
Und wie Dich Deine Körpersprache verrät.
Und genau hier machst Du Dich möglicherweise zum unsympathischsten Bewerber von allen. Und das oft, bevor Du überhaupt irgendetwas gesagt hast.
Unbewusst und natürlich unbeabsichtigt, klar, werde würde sowas extra machen. Aber hauptsächlich aus Unwissenheit.
Fangen wir mal mit der selbstverständlichsten Kleinigkeit an, der Begrüßung und hier kümmern wir uns um den Händedruck.
Der Händedruck ist nicht nur Ritual, er ist ENTSCHEIDEND!
Es bedeutet Körperkontakt mit einer wildfremden Person.
Du hast eventuell kalte, feuchte Hände weil Du aufgeregt bist. Oder Deine Hände kleben sogar.
Du hast einen Händedruck, der sich leicht wie eine Feder anfühlt. Vielleicht packst Du auch so richtig kräftig zu, schließlich bist Du ein Macher, „ein ganzer Kerl“.
Kann sein, Dein Händedruck ist schlaff und kalt, Dein Gegenüber fühlt sich, als hätte er in eine nasse Forelle gepackt.
Zu diesem Händedruck gesellt sich unter Umständen noch eine steife Körperhaltung, weil Du angespannt bist und ein linkisches Grinsen aus Nervosität. Vor Schreck wird noch der Blickkontakt vergessen.
Ja, ich überziehe hier ein wenig, aber ich möchte, dass es im Gehirn haften bleibt.
Außerdem schreibe ich direkt aus dem Businessalltag und muss Dir leider sagen: Nein, es sind keine Ausnahmen, die ich hier skizziere. Der Löwenanteil aller Bewerbenden weist mindestens eines der vorgenannten Verhalten auf.
Was tun bei schwitzigen Händen?
Wenn Du weißt, dass Du zu schwitzigen Händen in brenzligen Situationen neigst (und das geht fast allen so), dann nimm ein kleines Fläschchen Handdesinfektion mit, gibt es als Reiseflasche im Miniformat.
Der darin enthaltene Alkohol trocknet Deine Hände für kurze Zeit aus und kühlt sie ein wenig (ich persönlich nehme gern Sterilium aus der Apotheke und fülle es in winzig kleine Sprühflakons). Jetzt kannst du die Tür öffnen und die Begrüßungszeremonie ruhigen Gewissens über Dich ergehen lassen. Die Flasche verschwindet noch schnell in der Sakkotasche.
Die Begrüßung
Du gehst also auf den Wartenden zu, gewöhnlich wird dieser bereits stehen oder sich jetzt hinstellen oder auch leicht aus seinem Stuhl nach oben kommen, um Dir die Hand zu geben. Nimm die angebotene Hand und schaue Deinem Gegenüber dabei fest in die Augen.
Wenn Dir das schwerfällt, schaue ihm auf die Mitte der Stirn in Augenbrauenhöhe – also genau die Mitte, die zwischen seinen/ihren Augenbrauen liegt. Das erweckt beim Gegenüber den Eindruck, Du schaust ihn direkt an.
Du nickst kurz und verhalten (schließlich bist Du kein Bittsteller und magst auch nicht devot wirken) und drückst dabei angemessen die Hand des zu Begrüßenden.
Was ist ein angemessener Händedruck?
Richtig. Angemessen ist ein dehnbarer Begriff, unter dem vielleicht jeder etwas anderes
versteht. Hier ein paar Tipps, um “angemessen” ein wenig greifbarer zu machen:
- bei Männern, mittelkräftiger, kurzer Druck, aber nicht so weit, dass die Daumenbeugen sich ineinander verkeilen, es ist kein Kräftemessen
- bei Frauen bitte etwas sanfter aber nicht lasch und schlaff, aber auch hier bitte bis zur Mitte der Hand, nicht nur die Fingerspitzen nehmen
- gibt Dir der andere durch Körpersprache oder geschäftiges Wühlen auf dem Schreibtisch zu verstehen, dass er nicht per Handschlag begrüßt werden möchte, halte ihm bitte nicht abwartend Deine Hand hin (Du hättest bereits hier an dieser Stelle verloren)
- auf keinen Fall schütteln, egal ob Männlein oder Weiblein!
Absolute No Go´s beim Händegeben:
- schütteln
- nicht mehr loslassen
- nachdrücken
- Hand des Anderen einmal kurz nach oben, dann nach unten schwenken
- nicht in die Augen sehen
- der begrüßende Arm ist eng Deinen Körper gepresst
- die linke Hand auf die ineinander verschränkten, begrüßenden Hände legen
- mit der linken Hand an die Schulter des anderen fassen, während die rechte begrüßt (aber auch davor und danach nicht)
- zu geringer Abstand zum Begrüßenden (Distanzzone wahren, mind. 1,5 Armlängen)
Die Körpersprache der Hände und Aggressionen
Aggressiv möchtest Du in einem Vorstellungsgespräch wahrscheinlich nicht wirken. Dann solltest Du auf folgende Gesten verzichten:
- zur Pistole geformte Zeigefinger. Insbesondere wenn die Hände auf dem Tisch liegen und jetzt direkt auf das Gegenüber „zielen“.
- Du ballst mindestens eine Hand zur Faust, wenn auch nur ganz leicht, die Faustform reicht, um Dich zu entlarven
- es schauen die lediglich die Daumen aus den Jacken oder Hosentaschen (aber Du würdest ja niemals im Vorstellungsgespräch Deine Hände in Hosen-oder Jackentaschen versenken)
Die Körpersprache der Hände und Unsicherheit
Vermeide diese Gesten, sie verraten Dich sofort und wirken gar nicht souverän.
- Du fasst Dir an die Nase oder in den Nacken
- Du setzt Dich auf die Hände
- die Hände sind überwiegend unter der Tischplatte
- Du versteckst eine Hand zwischen den übereinandergeschlagenen Beinen
- nicht vorhandene Fussel suchen und abzupfen
Wie die Körpersprache Deiner Hände Sicherheit ausstrahlen kann
Jetzt aber genug davon, wie es nicht geht. Schließlich ist es für Dich wichtig, was Du tun kannst mit Deinen Händen. Deine Körpersprache soll Sicherheit vermitteln und sympathisch wirken.
Wie kannst Du das erreichen?
- Indem Du die Hände ineinander legst (ähnlich wie beim Gebet) aber schön locker, nicht, dass die Knöchel weiß hervortreten
- Indem Du eine Mappe auf den Schoß legst (hast ja eh immer Deinen Lebenslauf mit zum Gespräch, nicht wahr) und diese Mappe dann leicht festhältst (nimm kein Blatt, das könnte zu sehr zittern)
- Indem Du beide Unterarme auf die Stuhllehnen legst, ein wenig vom Tisch nach hinten rollst und dort ziemlich entspannt (nicht überheblich) sitzt und Dein Gegenüber anschaust
Soweit zunächst zu den Händen
Wir gehen in den nächsten Artikeln Schritt für Schritt die Körpersprache durch. Du kannst durch so viele Gesten, ja sogar durch Makrogesten unsympathisch oder sympathisch wirken – aber Du musst sie kennen.
Ja selbst wenn Dein Gesprächspartner überhaupt keine Ahnung vom „Lesen“ des Bodytalks hat, wirkst Du auf ihn sympathisch oder eben unsympathisch. Genau so geht es Dir ja auch. Es nutzen die nettesten Wort und auch ein hübsches Lächeln nichts, wenn die Körpersprache das Gegenteil aussagt.
Beobachte doch einfach mal, wann Du solche divergenten Feinheiten bemerkst. Das schult nicht nur Dein Auge, es macht sich auch in Deinem Unterbewussten breit und somit empfänglicher für den Wahrheitsgehalt fremder Worte.
Ein Beispiel zum Schluss:
Beobachte mal kleine Kinder, wenn sie behaupten, sie hätten das Bonbon nicht genommen…automatisch verschwindet mind. eine Hand dem Rücken 😉 Symbolisch nimmt diese Hand das Gesagte zurück. Wir Erwachsenen machen das subtiler, findest Du es heraus?
www.quovadix.de
Elke Dola ist PotentialProfiler und Mindset-Ninja, Wirksamkeitstrainerin, Keynote-Speakerin, Dozentin für Körpersprache, Rhetorik und positive Kommunikation, Referentin für salutogene Gesprächsführung, Kolumnenschreiberin, Arbeitspädagogin, Texterin und staatl. gepr. Referentin für Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit (DAPR), Mentor für Online- und OfflineunternehmerInnen und zert. psychologische Beraterin nach Dr. Migge
Spannend und sehr anschaulich beschrieben!!! Da wird sicherlich einiges hängen bleiben 😀
Hallo Nicole, das wäre schön. Du konntest etwas aus dem Artikel mitnehmen, dann war er es wert, geschrieben zu werden. Danke für Dein Feedback. Lass mich doch gerne wissen, ob Du mehr über Körpersprache lesen möchtest. Herzlichst die Lilli